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02/12/2024

Das Flussrauschen wird leiser, als Opa sie auf den Schultern eine Böschung hinaufträgt.

Oben angekommen läuft Sigurd ein paar Meter flussaufwärts. Selma blickt zur Seite, über den Fluss. Eine Insel! Mitten im Wald! Sie ist erstaunt. Der Fluss teilt sich, umspült das Landstück und strömt weiter flussabwärts wieder zusammen. Dort, am Ufer, sieht Selma auch wieder das Floß, auf dem Halvor und Iwald arbeiten. 

Die Insel wirkt wie ein kleines Paradies im Herzen des Waldes. Selma riecht den Duft einer frischen Wiese. Vogelgesänge erfüllen den Ort.  Zielsicher bewegt sich Opa auf eine schmale Holzbrücke zu. Die Brücke schwankt, als er sie betritt.

»Pfü, pfü, pfüüi«, tönt es laut aus Sigurds gespitzten Lippen.
»Pfi, pfüi, pfii«, pfeift es aus den Baumkronen zurück.
»Was machst du da, Opa?«, fragt Selma.
»Na, mit den Vögeln reden.«
»Und was sagen sie?«
»Alles in Ordnung, sagen sie. Runa ist am Gemüsebeet. Wir gehen zu ihr, sie behandelt deine Wunde nochmal richtig.« 

Oma Runa? Denkt Selma erstaunt. Dann blickt sie eine Tanne hinauf und spitzt ihre Lippen:
»Pfu, pfü«, pfeift das Mädchen.
»Pfi, pfü«, schallt es zurück. Selma strahlt. 

Von der Mitte der Brücke aus hat sie eine tolle Aussicht. Sie erkennt einen Bauernhof. Um ihn herum ragen hohe Bäume in den Himmel und wiegen sich im Wind. Auf dem Boden sind noch einige kleine Schneefelder zu erkennen. 

Nachdem Opa Sigurd die Brücke verlassen hat, sieht Selma eine riesige Eiche. Auf der einen Seite des mächtigen Baumes steht ein großer Tisch und vier grob geschnitzte Sitzbänke. Daneben thront der große Hinkelstein mit der Schleifengravur. 

Irgendwie kommt Selma diese Insel bekannt vor.